Bei­trag vom 27. Juni 2017

Familie | Die Herausforderung einer Fernbeziehung – Katja von Eysmondt

Als ich nach einem langen Tag mit Kindern, Job und Haushalt endlich gemütlich auf meinem Sofa lag, sagte mein Mann Eckhard zu mir: „Du Schatz, die wollen, dass ich nach Amerika gehe.“

Der „Schatz“ bin ich, 43 Jahre alt, selbstständig arbeitende Englischlehrerin und Mutter von einem pubertierenden Sohn und einer vorpubertierenden Tochter. „Die“ ist die Firma, für die mein Mann schon viele Jahre im Marketing arbeitet. Amerika meint genauer den Bundesstaat Arizona, welcher über 9000 Kilometer weit von unserer rheinischen Vorstadt entfernt liegt, und wo Eckhard schon bald für mehr als ein Jahr arbeiten sollte.

Fernbeziehung durch berufliche Chancen im Ausland zu arbeiten und die Herausforderung für eine glückliche Familie - Lifecoach - Katja von EysmondtFoto von: Dino Reichmuth

Durch das Studium meines Mannes und meinem früheren Beruf als Flugbegleiterin waren wir es gewohnt, immer wieder zeitweise allein zu leben. Wir hatten damals nur uns und genossen die gemeinsam aber auch die getrennt voneinander verbrachte Zeit. Anders empfanden wir es dagegen, als Eckhard Mitte der Neunziger für ein Dreivierteljahr in die Schweiz ging. Ich blieb mit Hendrik, unserem damals drei Monate alten Sohn, in Deutschland.

Wir lebten eine Wochenendbeziehung und machten unsere Erfahrungen als junge Familie. Überwiegend getrennt lebend, in einer Zeit, in der aus unserer Zweierbeziehung gerade eine kleine Familie wurde, war belastend. Deshalb stand der kommende Auslandsaufenthalt für uns zunächst unter keinem guten Stern. Ich war alles andere als begeistert, als mein Mann diesen folgenschweren Satz aussprach, und musste den Inhalt erst einmal verdauen.

Wendl spricht in seinem Buch sogar von einem „Anfangsschock nach Ankündigung“, dazu gehören „grundsätzlichen Überlegungen, ob wir die Trennung überstehen können“, die „gedankliche Vorstellung, wie es werden könnte“ und das „Ringen zwischen Ängsten/Befürchtungen bzw. Chancen/Hoffnungen.“ All dies galt es abzuwägen. Solche wichtigen Entscheidungen werden in unserer Familie so entschieden, dass wir alle gemeinsam die Vor- und Nachteile abwägen.

Ich unterrichte privat Kinder in Englisch und bin mit sehr viel Spaß und Erfolg selbstständig. Unsere Kinder Hendrik und Carla (Ende der Neunziger wurde unsere Tochter geboren) waren von der Vorstellung, die bekannten und lieb gewonnenen Freunde und ihre vertraute Umgebung für einen längeren Zeitraum zu verlassen, eher abgeschreckt. Also, was sollten wir tun?

 

Wenn du wichtige Entscheidungen treffen musst,
vertrau deiner Intuition.

 

Einfach mal nicht den Weg gehen, den Vorgesetzte und Kollegen vorschlagen, sondern selbst nach Lösungen für unser eigenes Lebensmodell suchen. Die meisten Familien sind zusammen für den gesamten Aufenthalt ins Ausland gegangen. Wir glaubten, dass es auch anders gehen könnte, und wollten gemeinsam die gestellte Aufgabe bewältigen. Dafür setzten wir uns alle an den Tisch in unserer Küche und diskutierten sehr gleichberechtigt und lebhaft, wie es wem mit welcher Entscheidung gehen würde.

Eckhard wollte gerne das Gesamtpaket, also sich mit uns zusammen der neuen Aufgabe in den USA stellen. Ich wollte meine Selbstständigkeit nicht aufgeben, aber auch ungern für längere Zeit ohne den Vater meiner Kinder leben. Die wiederum hatten ziemlich schnell zu verstehen gegeben, auf gar keinen Fall in ein fernes Land umzuziehen, wo sie doch gerade erst in unser neues Haus umziehen „mussten“. Nachdem jeder seinen Standpunkt geäußert hatte, haben wir uns erst einmal eine Woche Pause genommen und das Thema aus unserem Alltag verbannt.

Meinem Mann und mir war es sehr wichtig, nicht gegen den Willen unserer Kinder zu entscheiden. Eckhard wollte diese berufliche Herausforderung annehmen und ich bei meiner Tätigkeit als Englischlehrerin hier in Deutschland bleiben. Also setzten wir uns ein weiteres Mal an den Küchentisch, um unseren Kindern den Vorschlag zu machen, dass wir uns als Familie „aufteilen“ wollten. Mein Mann würde allein nach Amerika gehen, und die Kinder und ich würden in Deutschland bleiben.

Hendrik und Carla machte die Vorstellung traurig, solange ohne ihren Vater zu sein. Aber die Aussicht, ihn in den Ferien in Amerika besuchen zu können, versöhnte sie mit dieser Aufteilung. Es kamen also fünfzehn spannende Monate auf uns zu, in der wir eine Fernbeziehung auf Zeit als Familie leben würden.

Veränderung im Alltag einer Familie durch berufliche neue Perspektiven - und wie Sie dennoch glücklich werden können - von Katja von EysmondtFoto von: Wil Stewart

 

Folge nicht dem Weg, dem alle folgen. Sondern suche diesen einzigartigen Weg, der zu dir passt.

 

Vor Eckhards Abreise hatten wir fast jeden Abend Gäste, die sich von ihm verabschiedeten. Es ist schön zu wissen, dass wir einige wirklich gute Freunde und unsere Familien haben. Für uns sind dies Menschen, die wir jederzeit um Hilfe bitten und auf die wir uns verlassen können, die uns Mut machen und Kraft geben. Gerade für mich war das damals sehr wichtig zu wissen, da ich eine Zeit vor mir hatte, in der ich allein unser Leben in Deutschland würde meistern müssen. Dieses Wissen um solche Freundschaften trug entscheidend dazu bei, den Weg so zu gehen, wie wir es dann taten. Ich weiß inzwischen sehr genau, auf wen ich mich verlassen kann.

Ich freute mich auf diesen neuen Lebensabschnitt, auch wenn mir damals schon klar war, dass es immer wieder Höhen und Tiefen geben würde. Aber ich wusste, was ich kann und will. Vor allem aber wusste ich, dass wir als Team so gut wie alles schaffen können.

Auch mein Mann freute sich, die  neue Herausforderung anzugehen und gemeinsam mit uns in den Ferien ein Land zu entdecken, dass allein landschaftlich schon so viel zu bieten hat.

 

Lass los, was dich aufhält.
Leben ist Veränderung.